So gewinnst Du auch ohne große Fanbase viele Unterstützer für Dein Crowdfunding-Projekt

Geschrieben von Marthe-Victoria Lorenz

26 Jun 2018

Als wir in einem Interview Sven Knipphals zum Thema Crowdfunding befragten, schrieb dieser zu den möglichen Nachteilen: “Einmal steht und fällt das Projekt mit der Aufmerksamkeit, die für das jeweilige Projekt generiert werden kann. Die “Randsportarten” haben leider eh ein Aufmerksamkeitsproblem, da beißt sich der Fuchs in den Schwanz.”

Tatsächlich ist eine große Fangemeinschaft ein großer Vorteil, der zum Erfolg einer Crowdfunding-Kampagne verhelfen kann. Eine große Fangemeinschaft ist aber nicht nur für eine Crowdfunding-Kampagne wichtig. Die Fans kommen in die Halle, um die Mannschaft vor Ort zu unterstützen. Die Fans zahlen Eintritt beim Spiel und finanzieren damit den Spielbetrieb mit. Je mehr Fans, desto bessere Chancen bei der Sponsorensuche.

Wie also ist es möglich, Crowdfunding genau dazu zu nutzen, eine Fangemeinschaft für eine Mannschaft aufzubauen? Was, wenn Du zwar viele Menschen kennst – nur hattest du zu den besagten Personen schon ewig keinen Kontakt mehr? Wie gar völlig fremde Menschen vom Vereins-Projekt begeistern?

Wichtig ist hierbei nicht nur, WIE Du Deine potentiellen Unterstützer kontaktierst, sondern auch WANN. Eins sei vorweggenommen: mit dem Start des Crowdfunding-Projekts ist es bereits zu spät. Wieso? Kontaktierst Du schon fast vergessene Freunde erst mit dem Projekt, stehen sie vor vollendeten Tatsachen. Sie sind nicht Teil des Projekts, haben nicht an diesem mitgearbeitet und können sich nicht damit identifizieren. Zudem zählt nach nur wenigen Tagen nicht nur, was Du für ein tolles Projekt hast und was es bewirkt, sondern auch, wie viele Menschen Dir schon ihr Vertrauen geschenkt und es unterstützt haben. Je eher also viele Menschen unterstützen, desto eher kommt ein Stein ins Rollen. Bei einer begrenzten Projektlaufzeit ist dies essentiell.

Deine Herausforderung: Du möchtest Geld von den Menschen. Nimm Dir also um die vier Wochen Zeit, um Deine Kommunikation zu planen und das Netzwerk von Dir bzw. des Vereins in die Projektentstehung mit einzubeziehen. So lässt Du Dein Netzwerk für Dich arbeiten.

Schritt eins: Stelle zwei Netzwerk-Listen zusammen (4 Wochen vor dem Start)

Mindestens vier Wochen bevor die Crowdfunding Kampagne online geht solltest Du (und im besten Falle Deine Teammitglieder) zwei Listen zusammenstellen.

DIREKTES EIGENES NETZWERK
Die Liste “eigenes Netzwerk” enthält alle Personen aus Deinem Bekanntenkreis. Gehe hierzu z.B. deine Freundeslisten bei facebook, Instagram oder Xing/LinkedIn durch und schreibe diese in eine Liste. Sie kann so aussehen:

  • Familie + enge Freunde (unterstützen sofort)
  • Bekannte, Arbeitskollegen, entfernte Bekannte/Verwandte (unterstützen nach mehrmaligen Erinnern bzw. nach Incentive durch einen Gutschein)
  • eigene Teammitglieder, eigene Abteilung (nicht vergessen!)
  • andere Abteilungen des Vereins (Abteilungsleiter, Trainer)

MULTIPLIKATOREN/PROJEKTPATEN
Die Liste “Multiplikatoren” enthält Personen, die aus Deiner Sicht als Meinungsbilder oder auch “Beeinflusser” gelten, die ein goßes Netzwerk ansprechen z.B. in Deiner Sportart oder Deinem lokalen Umfeld und als Fürsprecher für Dein Projekt auftreten können.
Wichtige Kriterien bei Wahl und Ansprache der Multiplikatoren:

  • Deine Multiplikatoren habe die gleiche Zielgruppe, z.B. Sportart oder (Wohn-)Ort.
  • Der Multiplikator hat etwas von seinem Engagement, z.B. wird er als Projektpate im Projekt oder im Zeitungsbericht genannt.

Beispiele können sein: berühmte Persönlichkeiten des Sports, Bürgermeister, Vorstände von Unternehmen, Local Heroes (lokale Persönlichkeiten), Social Media Kanäle (facebook-Seiten), Blogs, Online-Medien, Presse

Schritt zwei: Beziehe Dein Netzwerk in die Projektentstehung ein

Die Netzwerkliste zu haben ist die eine Sache, das Netzwerk nun richtig anzusprechen die andere. Was möchtest Du erreichen? Natürlich möchtest Du, dass Dein Netzwerk das Projekt unterstützt und es weiterträgt. Letztendlich möchtest Du aber auch, dass diese von Dir und Deinem Team schon einmal gehört haben und langfristig gesehen als Fans in die Halle kommen.

 

DIREKTES EIGENES NETZWERK

Als Damenbasketballerin weiß ich, dass Menschen realistischerweise nicht zu uns in die Halle kommen, um sich ein Oberliga-Damenbasketballspiel anzusehen. Sie kommen, weil sie uns kennen und mögen, uns gerne unterstützen. Sie haben eine emotionale Bindung zu den Spielerinnen (oder zumindest zu einer Spielerin vom Team).

Eine emotionale Bindung zu Deinem Crowdfunding-Projekt aufzubauen ist nun die große Herausforderung. Eine Maßnahme kann sein, das Netzwerk schon bei der Erstellung des Projektes einzubeziehen und diese Teil des Projektes werden zu lassen. So teilen sie später kein fremdes Projekt, sondern ihr “eigenes”.

Hier ein E-Mail-Vorschlag:

Hallo XY,

ich weiß, dass ich Dich gerade aus dem Nichts überfalle. Wie Du vielleicht noch weißt, spiele ich Basketball hier in Stuttgart. Wir möchten  etwas ganz Neues ausprobieren und unser erstes Crowdfunding-Projekt starten.

Damit diese so erfolgreich wie möglich verläuft wollte ich Dich fragen, ob Du mir bei der Erstellung kurz aushelfen könntest, indem Du mir Dein Feedback zum Projekt gibst? Was hältst Du davon? Was würdest Du z.B. bei der Beschreibung ändern? Welche Prämien für Unterstützer würdest Du mir empfehlen? Was wäre eine Prämie, die Du erwerben würdest?

Ich würde Dir gerne dazu ein paar Screens zuschicken und natürlich die Infos, um welches Projekt es sich handelt… Was meinst Du? Hast Du Lust mir hierbei helfen?

Viele Grüße,
XY

Ich habe absichtlich die Screens nicht gleich beigefügt, um der Person die Gelegenheit zu geben, aktiv sich dafür zu entscheiden.

MULTIPLIKATOREN/PROJEKTPATEN

Multiplikatoren und Projektpaten kommen nicht nur als Unterstützer in Frage, sie haben ein großes Netzwerk, ggf. Kontakte zu potentiellen Sponsoren, schaffen mit ihrem Gesicht Vertrauen zum Projekt und erklären sich vielleicht sogar bereit, eine Prämie zu stellen (z.B. ein Treffen, ein Blick hinter die Kulissen).  Denke hier auch daran, es gibt immer jemanden, der jemanden kennt, der als Türöffner dienen kann. Ich habe noch nie schlechte Erfahrungen damit gemacht, auch in sozialen Netzwerken nach Kontakten oder Hilfe zu fragen.
Die Herausforderung: diese Personen haben meist wenig Zeit und erhalten derartige Anfragen sehr häufig. Die erste Frage, die sich jeder stellen wird: Was habe ich davon?

Folgende Mehrwerte können das sein:

  • Anerkennung, positives Image
  • Beteiligung am Projekt
  • Darstellung in der Presse, Aufhänger, um wieder in der Öffentlichkeit zu erscheinen

 

Hier ein E-Mail-Vorschlag mit dem Ziel eines Telefonats oder persönlichen Treffens:
Guten Tag Herr/Frau XY,

mein Name ist …, ich bin Abteilungsleiter/in bei … Um mit unseren Kindern richtig trainieren zu können ist unser Ziel, endlich einen neuen Bolzplatz in unserem Dorf zu errichten. Sie können sich vorstellen, dass das wir als ehrenamtlich geführter Verein die finanziellen Mittel hierfür leider nicht stemmen können. Deshalb möchten wir etwas ganz Neues machen und unser erstes Crowdfunding-Projekt starten.

Hierfür suchen wir einen Projektpaten, der uns hierbei unterstützt, z.B. durch das Weiterleiten an interessierte Unterstützer oder als Fürsprecher für dieses Jugendprojekt. 
Im Gegenzug können wir anbieten:

  • Darstellung auf der Projektseite
  • Darstellung und Erwähnung in den dafür verbreiteten Pressemitteilungen
  • exklusive VIP-Einladung zur Eröffnung des Platzes
  • Eingravierung des Namens “Unterstützt durch…”

Gerne würde ich Ihnen bei einem kurzen Treffen/Telefonat mehr von uns und unserem Projekt erzählen. Vielleicht haben Sie selbst Interesse oder kennen jemanden, der uns hierbei unterstützen könnte? Würde Ihnen z.B. direkt Montag, der 16.10.2014 passen?

Herzliche Grüße,
XY

Schritt drei: Rückmeldungen einarbeiten

Du hast es geschafft, von vielen Menschen aus Deinen Netzwerklisten hast Du eine Rückmeldung erhalten. Sammle die E-Mail-Adressen in einem Verteiler. Achte nun besonders gut darauf, diese auch wertzuschätzen, schließlich haben sich die Menschen Zeit genommen, um sich in Dein Projekt einzudenken.

Hallo XY,

vielen, vielen Dank für Deine Rückmeldung. Sie hat uns sehr geholfen, das Projekt besser aufzubauen.

Wir haben diese direkt eingebaut und zwar unter dem Punkt Z, du wirst diese also finden, sobald wir online sind.

Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich Dir Bescheid geben, sobald es losgeht?

Viele Grüße,
XY

 

 

Schritt vier: Countdown

Aufgrund der Vorarbeit und Beschreibung des Projektvorhabens, sind nun alle gespannt, wann es endlich losgeht. Damit Dein Netzwerk auch weiterhin das Gefühl hat, bei der Sache ganz vorne mit dabei zu sein, sende Ihnen einen kurzen Hinweis vor dem Start (“In 2 Tagen geht es los!”) und nenne diese z.B. im Projektblog oder in einem facebook-Post.

Vielen Dank an X, Y und Z ohne die dieses Projekt nicht zu einer so tollen Crowdfunding-Kampagne geworden wäre.

 

 

Schritt fünf: Start des Projekts

Wir empfehlen in der ersten Welle immer erst Dein enges Netzwerk anzugehen, welche Dein Projekt auf jeden Fall sofort unterstützen und mit denen Du schon im Vornherein Kontakt hattest. So setzen diese bereits ein Vertrauenszeichen an Bekannte, Arbeitskollegen oder sogar völlig Fremde, welche später auf das Projekt aufmerksam werden und sehen, wie viele Menschen das Projekt schon gefördert haben (Stichwort Social Proof).

Und kleiner Tipp zum Schluss: Wenn Du nicht selbst in Dein Projekt investierst, wieso sollten es dann Fremde tun? Sei Dein erster Unterstützer!

Immer mehr Organisationen finanzieren Projekte über Crowdfunding.

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