Was es mit dem Alles-oder-Nichts-Prinzip auf sich hat

Geschrieben von Francesca Poschen

11 Feb 2023

Beim Crowdfunding gilt das Alles-oder-Nichts-Prinzip: Nur wenn der angestrebte Betrag bis zum festgesetzten Datum zusammenkommt, fließt das Geld der Unterstützenden auch wirklich an den:die Projektstarter:in. Falls nicht, erhalten Starter:innen des Crowdfunding-Projekts nichts.

Auf dem ersten Blick mag dies irgendwie ungerecht und auch ziemlich hart erscheinen: Wenn der Weg bis zur Zielsumme nicht mehr weit ist, aber das Geld einfach nicht zusammen kommt, dann wird das Crowdfunding-Projekt als nicht erfolgreich abgeschlossen und die Gelder werden an die Unterstützer:innen automatisch zurück transferiert. Statistisch gesehen sind Crowdfunding-Projekte, die nach dem Alles-oder-Nichts-Prinzip laufen jedoch erfolgreicher als Projekte, die kein festes Ziel haben [Quelle: Sixt (2014), S.65 & Sterblich et al. (2016)].

Ein knallhartes Prinzip mit starken Vorteilen für Geber und Nehmer

Das Alles-oder-Nichts-Prinzip bildet das Gegenstück zum “Nimm-was-du-kriegen-kannst”-Modell und dient in erster Linie als eine Schutzmaßnahme für sowohl den:die Projektstarter:in, als auch für die Unterstützer:innen. Während beim Nimm-was-du-kriegen-kannst-Prinzip alle eingezahlten Gelder ausgeschüttet werden, werden beim Alles-oder-Nichts-Prinzip die Gelder nur bereitgestellt, wenn ein Crowdfunding-Projekt sein Finanzierungsziel erreicht. So wird das Risiko für alle möglichst gering gehalten: Es wird einerseits gewährleistet, dass der:die Projektstarter:in über das notwendige Geld verfügt, um das Projekt wie versprochen durchzuführen, und niemand von ihm:ihr erwartet, dies zu tun, wenn diese Gelder nicht zusammenkämen. Andererseits können sich die Unterstützer:innen sicher sein, dass sie Projekte unterstützen, die auch wirklich umgesetzt werden und das Geld nicht anderweitig verwendet wird, falls die Projektfinanzierung nicht zustande kommt.

Warum werden Crowdfunding-Projekte durch das Alles-oder-Nichts-Prinzip erfolgreicher?

Das Alles-oder-Nichts-Prinzip übt Druck auf beide Parteien aus: Der:die Projektstarter:in will sein Projekt erfolgreich abschließen und muss dafür genug Unterstützer:innen überzeugen, um die Zielsumme zu knacken. Andererseits wollen auch die treuen Unterstützer:innen, dass das Projekt erfolgreich wird – entweder aus ideellen Gründen oder weil sie ihre ausgewählte Prämie haben möchten.

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Screenshot von Facebook-Aufrufen der Countdowns zum Projektende des Friedenauer TSC 1886 e. V. und des SC Riessersee Nachwuchs e.V.

Feste Summe – feste Laufzeit

Mit dem Alles-oder-Nichts-Prinzip geht einher, dass Crowdfunding-Projekte auch feste Laufzeiten haben mit einem klar definierten Ende – der Deadline. Wir alle kennen es aus unserem alltäglichen Leben: Die Schulhausaufgabe, die bis Ende der Woche eingereicht werden muss, die Steuererklärung, die zu einem bestimmten Stichtag fällig ist, das Super-Sparangebot, das nur noch bis Ende des Monats gültig ist. All diese Dinge haben eine Deadline und nahezu jede Deadline kostet man teilweise bis zur letzten Minute aus. ABER die wichtige Tatsache hierbei ist: Auch wenn man häufig bis zur letzten Minute wartet, man MACHT es. Und das ist das Entscheidende. Eine Deadline bewirkt das Handeln und das ist auch beim Crowdfunding der wichtigste Aspekt: Dass die Crowd dazu bewegt wird, jetzt zu dieser Aktion zu unterstützen. Das Alles-oder-Nichts-Prinzip verstärkt diese Psychologie nochmal. Denn die Projektstarter:innen kämpfen gerade zum Schluss nochmal um das, was sie bereits erreicht haben. Dieser sportliche Kampfgeist würde nicht so ausgeprägt in Erscheinung treten, wenn die Projektstarter:innen nicht alles zu verlieren hätten.

Damit ist das Alles-oder-Nichts-Prinzip eine wichtige Zutat für das Erfolgsrezept eines erfolgreichen Crowdfunding-Projekts.

Wenn du noch mehr zur Laufzeit von Crowdfunding-Projekten wissen möchtest, dann schau dir unbedingt diesen Artikel an:

Die Laufzeit beim Crowdfunding – eine endliche Geschichte!

Alles-oder-Nichts – das klingt nach Risiko

Klar, besteht mit dem Prinzip auch die Möglichkeit, dass die Projektstarter:innen leer ausgehen. Viel zu verlieren hat man allerdings nicht. Wenn das Crowdfunding-Projekt die Zielsumme bis zum vorgegeben Projektende nicht erreicht hat, fallen für den:die Projektstarter:in keine Kosten an. Die Kosten für die Rückabwicklung übernimmt FAIRPLAID! Finanziell besteht also gar kein Risiko – einzig die investierte Zeit, die jedoch durch gewonnene Erfahrungen gefüllt wird, wird eingesetzt.

Transparenz als Erfolgsfaktor

Die Transparenz ist ein wichtiger Aspekt für jeden:jede Projektstarter:in. Nur mit klar und deutlich formulierter Ausrichtung seines:ihres Crowdfunding-Projektes, kann er:sie mögliche Unterstützer:innen gewinnen. Denn eine Kampagne dieser Art ist gleichzeitig ein “Proof-of-Concept”. Wenn das Ziel oder die Mission klar formuliert und für alle nachvollziehbar ist, dann erschließt sich bestenfalls daraus auch die veranschlagte Zielsumme. Das Gesamtkonzept muss zur Zielsumme passen. Möchte man eine neue Halle bauen und die Zielsumme liegt nur bei 500 Euro, dann wird der:die ein oder andere doch skeptisch und unterstützt dieses Projekt eher nicht. Wenn das Konzept der Crowdfunding-Aktion andererseits schlüssig und transparent ist, fühlt sich die Crowd fair behandelt und schöpft Vertrauen in das Projekt. Es ist also nicht ratsam aufgrund des Alles-oder-Nichts-Prinzips die Zielsumme einfach niedrig anzusetzen, damit ein bestimmter Betrag auf jeden Fall ausgezahlt wird. Projekte dürfen auch überfinanziert werden – es darf also auch mehr als die Zielsumme eingezahlt werden. Hier ist es genauso ratsam, die Verwendung der Überfinanzierung klar im Projekt zu kommunizieren, sodass die Crowd Bescheid weiß, wo das zusätzliche Geld hinfließt.

Mehr zur Findung der richtigen Zielsumme findest du in folgendem Artikel:

3 Punkte, die du beim Finanzierungsziel beachten solltest

Immer mehr Organisationen finanzieren Projekte über Crowdfunding.

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