Dieses Jahr fanden die World Games der Special Olympics in Deutschlands Hauptstadt Berlin statt. Neben spannender Sportaction standen vor allem Zusammenhalt, Freude, Emotionen und Menschlichkeit im Mittelpunkt des Geschehens.
Eines vorweg: Wer noch nie bei den Special Olympics oder einer ähnlichen Veranstaltung war, sollte dies unbedingt ganz weit oben auf die Bucket List setzen. Egal ob als Zuschauer oder ehrenamtliche:r Helfer:in, es wird sich lohnen!
Dieses Jahr haben auch ein paar Mitarbeiter:innen von FAIRPLAID die Gelegenheit genutzt, dass die Spiele im eigenen Land stattgefunden haben und sich als freiwillige Helfer:innen gemeldet. Was keiner zu dem Zeitpunkt wusste ist, wie herzergreifend diese Erfahrung sein würde. Natürlich wurde einem im Vorfeld bereits von diversen Seiten berichtet, was auf einen zukommt, aber glauben kann man es eben erst, wenn man es erleben durfte.
Eingestiegen sind wir als die Spiele schon im vollen Gange waren am Mittwoch, den 21.06.2023. Zu diesem Zeitpunkt ist die erste Hälfte fertig gewesen und die zweite Hälfte der Helfer:innen hatte am nächsten Tag die ersten Schichten. Gefeiert wurde das ganze mit einem Bergfest, bei dem ein Teil der Athlet:innen von unserem Partner Toyota Deutschland, gemeinsam mit den Organisator:innen und Helfer:innen von Toyota Deutschland und FAIRPLAID zusammengekommen sind, um sich auszutauschen und den Staffelstab zu übergeben. Mit dabei war zum Beispiel Nathalie, die das Down-Syndrom hat und sich seit Jahren bereits politisch im Bereich Inklusion und Gleichstellung engagiert. Vielleicht hast du sie auch bei der Eröffnungsfeier gesehen, wo sie vor 50.000 Menschen eine Rede zur Eröffnung der Spiele gehalten hat. Auch auf dem Bergfest wurden Reden gehalten und zahlreiche Emotionen geweckt. Auf dem Bergfest durften wir also schon einmal etwas von der Begeisterung und Euphorie spüren, die bei den anderen bereits entfacht wurde. Zudem Zeitpunkt habe ich das zur Kenntnis genommen, aber eher nach dem Motto: Mal schauen, was da tatsächlich dran ist.
Tag 1 – Ein emotionaler Auftakt
Am nächsten Tag war es dann also so weit. Unser Einsatz hat begonnen. Einsatzort war die Messe Süd in Berlin. Konkret das Powerlifting. Also Kniebeuge, Bankdrücken und Kreuzheben. Unsere Aufgabe war es erst einmal nur zu gucken, ob die Athlet:innen alles haben und an der Bühnenseite zu stehen, wo die Athlet:innen wieder in den Backstagebereich gehen. Es sollte sichergestellt werden, dass niemand dort herunterfällt und wir nutzen die Chance, um mit den Sportler:innen abzuklatschen und zu feiern. Selbstverständlich gab es nicht immer Grund zu feiern, da auch mal ein missglückter Versuch dabei war. Aber das hat die Stimmung nicht gedrückt. Ganz im Gegenteil! Es wurde alles gegeben und das war häufig schon Grund genug um zu feiern. Und das nicht nur von Athlet:innen-Seite, sondern auch vom Publikum. Dort wurde getrampelt, geklatscht und geschrien, um alle dazu zu motivieren über sich hinauszuwachsen und neue Bestleistungen zu erzielen. Und spätestens wenn dann die Freude so groß war, dass Athlet:innen und Trainer:innen sich in den Armen lagen und gemeinsam gelacht, geweint und gejubelt haben, kullerten auch im Publikum die ersten Tränen. Auch wir konnten sie nicht zurückhalten. So viel bedingungsloser Support, so viel pure Emotionen, so viel Freude alleine über die Teilnahme und die Tatsache allen Umständen zum Trotz über sich selbst hinauszuwachsen und neue Bestleistungen zu erzielen. Und so hatten sich die Ankündigen bewahrheitet: Es war eine Achterbahn der Gefühle und das ab der ersten Sekunde.
Nachdem unsere Schicht beendet war, haben wir uns dann noch ein paar andere Sportarten, wie Tischtennis und Badminton angeschaut. Gemeinsam mit Zuschauer:innen und Athlet:innen haben wir am Stand der Toyota Crowd getanzt was das Zeug hält. Denn dort war das Motto: Dance and Donate. Für jeden Tanz hat Toyota, die während der Special Olympics laufenden inklusiven Crowdfunding-Kampagnen zusätzlich unterstützt. Eine Vorort-Aktivierung, die sich definitiv gelohnt hat. Mit den anderen Aktionen zusammen, sind mehr als 10.000 Euro zusätzlich für die Inklusions-Projekte zusammengekommen.
Tag 2 – Das Wunder der Spiele
Am zweiten Tag hatten wir die Gelegenheit sogar noch näher dran zu sein. Einem unserer Kollegen wurde das große Glück zuteil, direkt auf der Bühne zu stehen und den Athlet:innen bei den Übungen zu helfen. Dazu gehörte vor der Übung die Gewichtsscheiben zu wechseln, während der Übung zu spotten und aufzupassen, falls das Gewicht zu schwer war und nach der Übung dabei zu helfen das Gewicht abzulegen. Das war auch die Schicht, während der sich wohl eine der emotionalsten Geschichten der Spiele abspielte. Der Isländer Aegir Olafsson, der seit seiner Kindheit aufgrund einer Nervenkrankheit im Rollstuhl sitzt, war an der Reihe. In seinem Rollstuhl wird er auf die Bühne geschoben, wo schon die Stange mit Gewichten auf ihn wartet. Beim Aufstehen braucht er noch ein wenig Hilfe, aber was dann kommt, lässt sich mit Worten nur bedingt beschreiben. Olafsson hat nun die Stange im Nacken und auf den Schultern, ist stark am Zittern und wackelt heftig. Trotzdem geht er in die Knie und drückt sich aus der Kniebeuge mit einem erstaunlichen Willen wieder in den aufrechten Stand. Spätestens jetzt hält es keinen mehr auf den Sitzen. Standing Ovations für den Isländer, von dessen Kampfgeist und Courage viele nur zu träumen wagen. Danach geht es wieder in den Rollstuhl und von der Bühne runter. Begleitet von ausgiebigem Jubel und Hochachtung.
Das wiederholt der Mann beim Bankdrücken und Kreuzheben. Beim letzten Versuch im Kreuzheben – mit 100 Kilogramm – schafft er es nicht ganz und sackt zusammen. Er wird aufgefangen und wieder in den Rollstuhl gesetzt. Alle sind berührt von diesem Einsatz und der Leistung. Alle stehen und bewundern Aegir Olafsson. Ein Mann, den auch wir niemals vergessen werden. Er selber sitzt wieder im Rollstuhl, schaut ins Publikum und strahlt übers ganze Gesicht. Obwohl der Versuch ungültig war, kann er nicht anders als zu lachen und sich zu freuen. Genau wie er, haben auch alle anderen, die dieses Erlebnis geteilt haben, mit den Tränen gekämpft. Ein wirklich einzigartiger Moment.
Abschlussfeier
Die restlichen Tage der Spiele verliefen ähnlich emotional, aber so nah dran wie am zweiten Tag waren wir nicht mehr. Der abschließende Höhepunkt am Ende war dann die Abschlussfeier am Brandenburger Tor. Es gab viele tänzerische und gesangliche Einlagen, in Abwechslung mit Reden verschiedener Funktionäre aus Politik und der Special Olympics. Emotional wurde es hier nochmal, als alle Delegationen der verschiedenen Länder durch das Brandenburger Tor auf die Bühne einliefen. Die Sportler:innen zu sehen, wie sie sich mit breiten Grinsen über den Applaus freuten war ein gebührender Abschluss. Begleitet wurde das ganze auf der Leinwand von ein paar Eindrücken der vergangenen Woche, was nochmal auf die Tränendrüse drückte. Zum Abschluss dann – wie könnte es anders sein, das Löschen des olympischen Feuers und ein großes Feuerwerk. Jetzt brauchen wir alle erstmal eine gute Portion Schlaf und Zeit, um das Erlebte zu verarbeiten. Aber vor allem hat es uns auch nochmal gezeigt, was Sport bewirken kann und dass das Thema Inklusion ein ganz, ganz wichtiges ist. Wir sind froh, dass wir daran teilhaben können und etwas in der Gesellschaft bewirken dürfen.
Résumé
Die Special Olympics 2023 haben einiges an herzergreifenden Momenten mit sich gebracht. Hier unser Fazit:
- FAIRPLAID war mit einem kleinen Team und dem Partner Toyota Deutschland vor Ort.
- Einsatzort war das Powerlifting an der Messe Süd
- Wer nicht nah am Wasser gebaut war, wurde es spätestens dort
- Emotionalster Moment war für uns die Performance von Aegir Olafsson
- Wer noch nie bei den Special Olympics oder ähnlichen Events war, sollte dies unbedingt auf die To-do-Liste setzen
- Empfehlung: Melde dich als freiwillige:r Helfer:in / Volunteer und sei so noch näher an Großevents wie den Special Olympics dran
- Wir sind froh, das Thema Inklusion so erlebt haben zu dürfen und es nachhaltig mit unseren Förderinitiativen und Projekten zu stärken
0 Kommentare